So, 31.5.15 Mineral Wells, WV nach Pittsburgh, PA
N: "Hast du meine Brille weggeräumt?"
M: "Also ob ich deine Brille anfassen würde."
N: "Aber sie lag direkt neben deiner."
(Anmerkung des Autors: M hat als Wink mit der Holzhandlung zum Geburtstag eine einfache Lesebrille geschenkt bekommen.)
M: "Dann habe ich deine anstelle von meiner Brille weggeräumt."
N: "Mit Brille wäre das nicht passiert."
Wir nehmen bis Wheeling die Landstraße immer am Ohio entlang. Könnte auch bei uns am Mittelrhein sein, allerdings ist hier deutlich weniger Bebauung auch keine Burgen und wenn was herumsteht, dann ist es irgendeine Fabrik o.ä. Hier oben im Norden ragt ein kleiner Zipfel West Virginia zwischen Ohio und Pennsylvania, so dass man auf etwa 20 Meilen Strecke in Ost-West-Richtung alle drei Staaten passieren kann.
Mitten auf unserer Spur sitzt oder läuft, allerdings, wer kann das bei der Geschwindigkeit, die Schildkröten an den Tag legen schon sagen, außer der Schnecke auf der Schildköte: „Huiii“. Aber ich schweife etwas ab. Also da ist eine Schildkröte in irgendeinem Bewegungszustand mitten auf unserer Spur. M kann sie noch halbwegs umschiffen.
N & M: „Die muss gerettet werden.“
Schnell rückwärtsfahren und wenden, M springt aus dem Wagen und schnappt sich die Schildkröte, bevor sie von dem herannahenden Laster überrollt werden kann. Er trägt sie über die Straße und auch über die Bahnschienen ins Grüne.
M: (wieder im Auto) „Alles gut, sie ist in Sicherheit.“
N: „Und wenn sie jetzt auf die Schienen läuft?“
M: „Da kommt sie nicht hoch, die sind zu hoch für Sie.“
N: „Was ist, wenn ihre Familie hier drüben ist, dann kommt sie nie wieder zurück.“
M: (entsetzter Blick) „Mach mir keine Angst.“
N: „Ich glaube Schildkröten haben keine so engen Familienbande. War da drüben denn Wasser, wo du sie abgesetzt hast?“
M: (entsetzter Blick) „Jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen und dabei dachte ich, ich hätte Sie gerettet?“
N: „Vorm Überfahren bestimmt, aber wahrscheinlich war es ja auch eine Landschildkröte, die war ja schließlich auf der Straße unterwegs.“
M: „ Da wo sie jetzt ist, ist Wasser ganz nah, der Ohio.“
(Anmerkung des Autors: Das kommt dabei raus wenn sich Biologe und Tierretter unterhalten.)
Ab Wheeling nehmen wir dann die I-70 nach Osten und gegen Mittag nähern wir uns Pittsburgh. In einer grünen, hügeligen Gegend, in der nichts zu sehen ist außer Bäumen, fahren wir in einen Tunnel und kommen dahinter auf der Fort Pitt Bridge über den Monongahela River raus und haben so ganz plötzlich die komplette Skyline von Pittsburgh vor uns. Das nennen wir mal eine dramatische Ankunft.
Unser erstes Ziel ist die Cathedral of Learning der Universität von Pittsburgh, genauer gesagt, die Nationality Rooms.
Cathedral of Learning
Haupthalle
Für $ 4 pro Menschennase, Bären dürfen sich kostenfrei weiterbilden, bekommen N & M einen Audioguide und einen Schlüssel für die Räume im Erdgeschoss.
Jeder der insgesamt etwa 30 Räume auf zwei Etagen repräsentiert die Kultur (vor 1787, der Gründung der Universität von Pittsburgh) verschiedener ethnischer Gruppen, die sich in Allegheny County ansiedelten. Die Erstellung wurde von diesen Gruppen und den entsprechenden Regierungen unterstützt. N ist ganz begeistert von den ganzen verschiedenen Räumen und der Vorstellung, dass hier tatsächlich Seminare und Vorlesungen abgehalten werden.
(Anmerkung des Autors: Das teilt sie uns leider in jedem der ca. 30 Räume mit.)
Deutschland
Irland
Rumänien
China
Griechenland
Schottland
Frankreich
England
Syrien/Libanon
Tschechoslowakei
M: „Wenn das meine Uni wäre, wäre ich verdammt stolz darauf.“
Die Räume in der 3. Etage sind ohne Schlüssel zugänglich, aber nicht mit einem gemischten Landesthema eingerichtet, sondern mit einem tatsächlichen Raum aus dem Land z. B. einer kleinen einfachen Kirche aus Wales. Groß Britannien ist hier übrigens mit 3 einzelnen Räumen für Wales, Schottland und England vertreten. England hat den größten aller Räume mit Originalteilen, des im 2. Weltkrieg beschädigten House of Commons.
Wales
Afrika
Indien
Schweiz
Armenien
Japan
Österreich
Türkei
Israel
Die Erklärbärin vom Band, die hier in den Räumen der 3. Etage installiert ist, kriegt sich gar nicht mehr ein und quasselt empfunden mindestens eine halbe Stunde über jedes Detail im Raum. Das ist sogar N zu viel und das will schon was heißen. Wir verlassen die Räume immer, bevor sie fertig ist. M schaltet sie gnadenlos am Türschalter wieder aus. In der unteren Etage hat sie sich deutlich kürzer gefasst, manchmal ist weniger wirklich mehr.
Frei nach Goethe oder wer auch immer es sagte: Ich hatte keine Zeit, dir einen kurzen Brief zu schreiben, so schrieb ich einen langen.
Auch die Unigebäude direkt nebendran sind nett anzusehen
Wir fahren zum Station Square, wo sich das HRC befindet und fahren von hier mit der historischen Monongahela Incline von 1870 auf den Mt. Washington, um einen Blick auf die Stadt von oben zu bekommen. Die $ 3,50 pro Person für Hin- und Rückfahrt zahlt N bar am Automaten. Mit Beleuchtung sieht das bestimmt auch toll von hier oben aus, allerdings müssten wir dann mindestens bis 9 Uhr heute Abend hier stehen. Also wird das wohl eher nichts.
Aussicht vom Mt. Washington über den Monongahela River
N hatte gelesen, dass die Fahrt mit dem T-Train im Golden Triangle also Downtown Pittsburgh, wo alle drei Flüsse zusammentreffen, kostenlos sei. Das stimmt auch soweit, nur gilt dies erst ab der nächsten Station auf der anderen Seite des Monongahela River klärt uns der Ticketverkäufer auf. Na denn, N & M zahlen die $ 2,50 pro Mensch und bekommen keine Tickets. Der Herr weiß ja, dass sie bezahlt haben oder so ähnlich funktioniert das System.
N: „Dann machen wir eben für $ 2,50 Sightseeing“
(Anmerkung des Autors: Sprach‘s und der Zug verschwindet im Untergrund. Soweit zum Sightseeing.)
An der Haltestelle North Side steigen wir aus und laufen zur Allegheny Landing, um auch von hier aus die Skyline anzusehen.
Blick über den Allegheny River
Eigentlich hatte N eine geführte Tour für das Handy heruntergeladen, aber sie hat weder WLAN noch Akku, na toll, fällt also aus. Wir laufen stattdessen auf eigene Faust los über die 6th Street Bridge wieder ins Golden Triangle. Hier findet heute ein Radrennen zu irgendeinem guten Zweck statt.
Der Market Square ist nach europäischem Vorbild neu gestaltet sagt die Stadtbroschüre, netter Versuch aber noch nicht optimal. Straßencafé Flair klappt nicht recht, wenn man nur Kettenrestaurants hier ansiedelt. M möchte gerne einen Puck von den Pittsburgh Penguins aber hier wird der Sonntag anscheinend auch sehr ernst genommen, sehr viele Läden haben geschlossen. Das war auch schon letzten Sonntag in Chicago aufgefallen. Hm, wie war das denn sonst? Oder haben wir in der Vergangenheit darauf einfach nicht geachtet?
M: „Dann gehen wir eben doch in das Western Pennsylvania Sports Museum im Heinz History Center.“
(Anmerkung des Autors: Das war die Alternative zum Stadtrundgang.)
N: „Das wird wohl nichts, die machen um 17 Uhr zu."
Pittsburgh kann nicht nur Stahl sondern auch Ketchup.
Wir überqueren den Monongahela River über die Smithfield Street Bridge Richtung Station Square.
N: „Ich glaub das da vor dem Springbrunnen am HRC ist keine Kunst, sondern eine Bessemerbirne.“
M, S & T: „???“
(Anmerkung der Autors: Inspektion der angebrachten Schilder bestätigt: Sie hat Recht. Ein Kind des Ruhrgebiets halt.)
Um in den Genuss der 4 für 3 Shirts Aktion im HRC zu kommen, meldet sich N auch als Mitglied an, kostet ja nichts.
Fazit Pittsburgh: Liegt einfach Klasse am Zusammenfluss von Allegheny und Monongahela River und hat uns sehr gefreut, dich kennenzulernen. Die vielen Museen von History, Science bis Kunst (hier gibt es auch Monet Seerosen) reizen N, nochmal herzukommen…und so ein Skyline Bild bei Nacht wäre auch ganz schön…
Wir fahren weiter nach Cranberry Township ca. 20 Meilen nördlich von Pittsburgh, schon mal in die richtige Richtung für morgen. Heute sind wir in Home2Suites, offenbar eine neuere Kette Das Zimmer ist ziemlich modern in poppigen Farben eingerichtet und hat eine fast vollständig ausgestattete Küche.
Ungefragt kommentiert M, dass ihm dieses Zimmer extrem gut gefällt, das will was heißen und das Ganze für nur $ 87 (MVP inkl Steuern).
N hat gestern in der Samstagszeitung einen Coupon für das Longhorn Steakhouse entdeckt (das haben wir in guter Erinnerung) und den wollen wir heute einlösen, denn auf der anderen Seite der Hauptstraße ist ein ebensolches. Dummerweise fängt es genau als wir los wollen sehr heftig an zu schütten. Da hat uns wohl die Kaltfront, die vom Weather Channel angekündigt war, tatsächlich erreicht. Wir warten auf der Veranda und nach einer Weile hört es glücklicherweise auf.
An der Hauptstraße stehen wir dann wieder und es will und will nicht grün werden.
N: „Hast du eigentlich für Grün gedrückt?“
N & M essen zwei butterweiche Flat Iron Steaks mit Salat und Kartoffeln und sind danach ziemlich satt. Kann auch an den zwei Portionen Brot liegen, die Sie auch noch verputzt haben.
Nachtisch schaffen wir nicht, aber da es schon wieder schüttet, teilen sich N & M eine große Margarita. Ist ja auch so was wie Nachtisch.
Home2Suites Cranberry Township, 31 °C, 178 miles