Donnerstag, 18. Mai 2023
Nicht ganz unerwartet wird N gegen 3 Uhr nachts wach. Kaffee auf dem Zimmer gibt es nicht. Das Hotel ist pretty basic. N versucht die Zeit sinnvoll zu nutzen, und da sie aus irgendeinem Grund mit dem Laptop nicht ins Internet kommt (vermutlich hat sie die Sicherheitseinstellungen irgendwo auf besonders streng eingestellt, findet nur nicht mehr wo...tststs) egal, also tippselt sie stattdessen auf dem Telefon herum und meldet den Wagen mal sicherheitshalber auf der Illinois-Toll-Roads-Seite an, falls wir doch aus Versehen auf eine toll road geraten sind. Ich sag ihr zwar, dass nirgends eine toll station war, aber wer hört schon auf den Masterplanner-Bear, seufz. Also wie gesagt, nicht ganz unerwartet fragt die toll-by-plate-Seite nach dem Autokennzeichen... auf dem Schlüsselanhänger stehen aber zwei Angaben, die es sein könnten. Hm, das Auto steht vor dem Fenster, dummerweise aber auch ein Strauch. Also ab nach draußen. N probiert auf dem Weg den Kaffee in der Lobby. Ugh, der hat auch schon bessere Tage gesehen, geht gar nicht. Kennzeichen erfasst und ab zurück aufs Zimmer. Die Webseite meldet, dass es sich bei einem Kennzeichen, das mit FP anfängt, nicht um einen privaten Wagen handelt, sondern um einen Fleet Car und sie das entsprechend im Profil anklicken muss. Soweit dazu, dass Mietwagen nicht zu erkennen sind. Sowas hatten wir in all den vielen Reisen aber auch noch nicht. Vielleicht eine Corona Auswirkung? Die Wagen in der Choice line hatten auch alle um die 40.000 Meilen auf dem Tacho und unser Wagen ist auch schon 3 Jahre alt, alles eher ungewöhnlich im Vergleich zu "vor 2020".
N re-arrangiert das Gepäck, gibt die Route für heute in Google Maps ein, denn der Wagen hat Android Auto und so kann sie die Route dort abrufen. Sie macht noch alles Mögliche andere und bis wir dann e n d l i c h geduscht sind (also N nicht wir) ist es bereits halb Sieben als wir loskönnen. Frühstück gibt es hier ja nicht, pretty basic, ich erwähnte es, und auch den (nun vermutlich frischen) Kaffee will N nach der Geschmacks"erfahrung" von vorhin lieber nicht erneut probieren. Einmal reicht völlig. Um die Ecke ist ein McDonald's und N besorgt sich dort einen deutlich besseren Kaffee zum guten Kurs mit der App.
Das USB-Kabel für das Telefon scheint etwas ausgeleiert, denn die Verbindung zum Auto ist, ich sag mal, eine arg wackelige Angelegenheit. Ach ja, schon praktisch, so ein Walmart vor der Haustür... und da hier auch eine Tankstelle ist, mit $3,27 pro Gallone und eine Bank, erledigen wir auch gleich Tanken und Geld besorgen. N hat daheim gelesen, dass man gebührenfrei zahlen kann, wenn man mit PayPal über Google Pay zahlt. Dazu muss man nur PayPal mit einem Girokonto verknüpfen und dann PayPal in Google Pay anlegen. Das erzeugt eine virtuelle Mastercard und damit kann N an der Tankstelle hier auch problemlos zahlen. Jetzt ist sie mal gespannt, ob das auch so passt mit den Gebühren.
Die Sonne ist auch heute Morgen sehr rot und es liegt ein gelblicher Dunstschleier über allem, ein ganz seltsames Licht. Über die kleinen Landstraßen geht es Richtung Westen. Iowa ist nicht so flach wie Illinois uns gestern vorkam. N nennt es "wellig" und vermutet vielleicht Eiszeit-Gletscher-Landschaft? Ich glaube ja nicht, dass das der korrekte Terminus Technicus ist, aber lasse das mal so stehen.
Unerwartete Einkaufsmöglichkeit im Nirgendwo.
Unser erster offizieller Besichtigungs-Stop: West Branch in Iowa. Ein ca. 2500-Seelen-"Dorf" in dem Herbert Hoover, der 31. Präsident, geboren wurde. N hat für uns den Birthplace und das Presidential Museum nebenan auf die heutige Agenda gesetzt. Ein paar mehr historische Gebäude drumherum gehören auch noch dazu und können ebenfalls kostenfrei besichtigt werden.
Immer wieder unfassbar, mit wie wenig Platz man auskommen kann. Da haben zwei Erwachsene und drei Kinder drin gewohnt.
Wanderdrossel (Turdus migratorius) hier in den USA auch American Robin genannt, auch wenn es gar nichts mit einem Rotkehlchen zu tun hat.
Die einzige Statue im Park. Isis, ein Geschenk an Hoover von Belgien.
Wir betreten das Quäker-Bethaus, zusammen mit einer der zu dieser Zeit des Jahres fast unvermeidlichen Schulgruppen, und erleben, wie die Kinder unter Anleitung einer Park Rangerin 1 Minute still sein sollen. Geht so gerade mal gut. Die Kinder, die hier früher zum Gottesdienst gingen, wie Hoover, mussten das mehrere Stunden lang hinbekommen.
Nebenan befindet sich das Presidential Museum, N hat dafür 4h eingeplant, mal sehen. Das Museum von F.D. Roosevelt war riesig und hat definitiv so lange gedauert. Wir lernen wie immer eine Menge neue Dinge und müssen feststellen, dass wir bisher keine Ahnung hatten, wer Hoover eigentlich war und was er gemacht hat, mit Ausnahme, dass er Präsident war. Diese Erfahrung ist nicht neu, das hatten wir bisher in jeder dieser Presidential Libraries. Wir brauchen ca. 3 Stunden, fast richtig geschätzt.
N ist sicher, dass sie mal gelesen hat, dass nur die Flagge von Hawaii auf gleicher Höhe wie die US-Flagge sein darf. Das haben die hier wohl nicht gelesen.
Ah ja...klar. Wapsi.
Unser nächster Stopp: Riverside, Iowa. Das entsprechende Haus oder die Klinik steht offensichtlich noch nicht. Aber da es sich hier nicht um ein deutsches Bauprojekt handelt, sollte das in den nächsten ca. 200 Jahren wohl klappen.
Heute übernachten wir im Hotel Millwright, einer ehemaligen Weberei der Amana Colonies. Da wir etwas früher als gedacht hier sind, ist unser Zimmer noch nicht fertig und so machen wir einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Das hatte N eh für uns eingeplant. Zuerst geht es an dem künstlichen Kanal, dem Mill Run, entlang, der für den Betrieb der Weberei geschaffen wurde, am ehemaligen Bahnhof vorbei. Diese Kanäle haben wir ja schon bei einem anderen Urlaub mal kennengelernt. N kann sich gerade nur an den Namen des Ortes nicht erinnern.
Hm, Distel?
Eine der vielen Gemeinschaftsküchen der Amana Colonies.
Und eine der zahlreichen Wineries im Ort.
Sehr hübsch hier.
Hier ersteht N eine Serrano Pepper Jelly. Wir sind gespannt, ob die so ähnlich schmeckt wie die Tabasco Jelly, die wir vor Jahren auf Avery Island probiert haben.
Was für ein niedlicher Name des T-Shirt Shops.
Eine Gärtnerei kann auch so aussehen.
Wieder zurück können wir unser Zimmer beziehen. N ist extra mit dem Auto am Eingang vorgefahren und hat das ganze Geraffel herausgeschafft, um jetzt an der Rezeption zu erfahren, dass der Parkplatz, den wir vorhin hatten, am besten geeignet sei. Der war sozusagen fast im Zimmer. Sch... also Kommando zurück.
In dem Zimmer ist wirklich genug Platz für uns Drei. Sunny und ich haben ein ganzes Bett für uns allein.
Nachdem das Zimmer dann wirklich bezogen ist, setzen wir uns in der gegenüberliegenden Millstream Brewing Co. mit einem Schild Brau Amber in die Sonne und genießen einen Moment der Ruhe.
Zum Abendessen gehen wir zurück ins Hotel, denn das nahegelegene Millstream Brauhaus finden wir kulinarisch mit US-interpretierter deutscher Küche nicht so spannend und stattdessen wird es das Tagesgericht im Hotel: ein Chicken Salad Sandwich mit Fries.
N ist so müde, dass sie noch vor Sonnenuntergang einschläft.